Q&A mit Ingo Wilts

Die Antworten auf Ihre Fragen

Chief Brand Officer Ingo Wilts ist der kreative Kopf hinter BOSS. Jetzt teilt er seine einzigartige Perspektive und beantwortet Fragen unserer Kunden. Was passiert bei einer Fashion Show? Wovon sind unsere Kollektionen inspiriert? Erfahren Sie all das und mehr.

Ingo Wilts gibt Einblicke

Ihr direkter Draht zu unserem Chief Brand Officer. Erfahren Sie im Video mit Ingo Wilts alles, was Sie schon immer über BOSS wissen wollten.

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Unsere Kunden: Nach welchen Kriterien wählen Sie ein Thema für eine Fashion Show aus?
Ingo Wilts

Das ist jedes Mal anders. Bei dieser Show war die Location der Ausgangspunkt. Der Palazzo del Senato in Mailand ist der Ort, wo wir vor 20 Jahren die allererste BOSS Womenswear Kollektion vorgestellt haben.
Für den 20. Jahrestag unserer Womenswear-Kollektion wollten wir in die Vergangenheit zurückblicken, um dann nach vorne schauen zu können. Wir wollten die Geschichte von BOSS Menswear und Womenswear in der italienischen Modehauptstadt weiterschreiben, die uns schon seit vielen Jahren so viel bedeutet. 

Wie treffen Sie bei der Vorbereitung auf die Show die richtige Balance zwischen „Avantgarde“-Designs, die die Kreativität von BOSS darstellen, und Designs, bei denen Sie sich selbst „treu“ bleiben, für Leute wie mich, die BOSS wegen der eleganten, aber eben auch etwas konservativen Styles lieben?

Wir achten immer darauf, die BOSS Identität zu bewahren, selbst auf dem Laufsteg, wo wir natürlich in Sachen Farben und Proportionen etwas ausgefallener und experimentierfreudiger sein können. Doch das bedeutet noch lange nicht, dass wir aus den Augen verlieren, wie unsere Kunden sich kleiden. Heutzutage können mutige Runway-Looks ganz einfach mit klassischeren Styles kombiniert werden. Es macht immer wieder Spaß, neue Wege einzuschlagen, dabei aber die unverkennbare BOSS Ästhetik in der gesamten Show beizubehalten. 

Wie wählen Sie die Begleitmusik für die Fashion Show aus?

Wir verwenden oft Instrumental-Musik – es ist wichtig, die Aufmerksamkeit des Publikums von Anfang an zu wecken, aber dabei nicht von der Kollektion an sich abzulenken. Die perfekte Musik unterstreicht das Gesamterlebnis der Show. Bei unserer letzten Show in Mailand hatten wir ein Live-Orchester, das Musik gespielt hat, die extra für das Event geschrieben worden war. Das Publikum war begeistert. 

Was sind aus Ihrer Perspektive die Erfolgskriterien für eine Fashion Show? Ich frage mich, wie man Erfolg bei einem Event wie dieser Show misst, die mit wesentlichen Investitionen verbunden ist. Was muss passieren, damit Sie sich mit Ihrem Team abklatschen und sagen: „Wir haben es geschafft“?

Wenn die Models den Laufsteg betreten und alles zusammenkommt, ist das der Abschluss von monatelanger Arbeit. Schon da kann man sagen: „Wir haben es geschafft.“ Wir messen unseren Erfolg natürlich auch, indem wir die digitale Reichweite erfassen und die Berichterstattung in der Presse verfolgen. Es ist immer toll, zu sehen, wie die Leute online über die Show sprechen, und positive Kritiken zu lesen.

Mir ist aufgefallen, dass es wiederkehrende Fashion-Trends gibt, die von verschiedenen Modemarken in derselben Saison vorgestellt werden, zum Beispiel die Verwendung von Kragen. Spricht man sich da gegenseitig ab oder wie kommt es, dass mehrere Brands dieselben Schlüsselelemente in ihren Kollektionen haben?

Wir sprechen uns nicht mit anderen Brands oder Modehäusern ab – jeder kann auf dieselben Inspirationsquellen, Trends, Streetstyles und so weiter zugreifen, was die Ähnlichkeiten zu einem gewissen Grad erklärt. Wir nutzen Trend-Forschung und Trend-Vorhersagen, aber unsere Kollektion an sich wird bis zum Tag der Show streng geheim gehalten. 

Wie haben sich die BOSS Womenswear Styles im Laufe der Jahre verändert und was ist gleichgeblieben?

Unsere Leidenschaft für makelloses Tailoring ist konstant geblieben. Schöne Kleider sind schon von Anfang an in den Kollektionen zu finden gewesen. Im Laufe der Jahre haben wir eine Verschiebung zu eher legerer und entspannterer Kleidung beobachtet. Das spiegelt sich auch in unseren Runway-Kollektionen wider, in Form von Oversize-Silhouetten und sportiven Einflüssen. 

Wegen der globalen Pandemie ist Tailoring momentan an einem Tiefpunkt angelangt. Wie reagiert BOSS darauf, sodass die Marke konkurrenzfähig und wirtschaftlich tragfähig bleibt, aber die Markenidentität in den Stores erhalten bleibt?

Den Trend, bei der Arbeit legerere Kleidung zu tragen, gab es schon vor der Pandemie. Schon seit mehreren Saisons haben wir uns auf sportiveres, softeres Tailoring zubewegt, das dennoch perfekt zu unserem charakteristischen Stil und unserer Identität passt. Wir haben relaxtere Styles vorgestellt, die die Kunden miteinander kombinieren können – zum Beispiel eine Jogginghose mit einem Blazer. Das zeigt sich sowohl in unseren Kampagnen als auch in den Kollektionen selbst. So liefern wir unseren Kunden Inspiration, wie sie diese neuen Pieces kombinieren und stylen können. Selbst wenn man von zu Hause arbeitet, glauben wir, dass die Leute in ihrer Kleidung gut aussehen und sich gut fühlen möchten. 

Wie hat die Covid-19-Pandemie die bevorstehende Frühjahr/Sommer 2021 Kollektion beeinflusst?

Natürlich mussten wir unsere Arbeitsweisen anpassen. Ich hatte sehr viele Meetings mit meinem Designteam per Telefon- oder Videokonferenz anstatt persönlich. Außerdem waren die italienischen Fabriken, mit denen wir zusammenarbeiten, nur begrenzt verfügbar. Das hat unsere Produktion beeinflusst. Aber wir haben das als kreative Herausforderung betrachtet und Wege gefunden, mit diesen Einschränkungen umzugehen. Wir haben diese Saison eine wunderschöne Kollektion zusammengestellt, auf die ich sehr stolz bin. 

BOSS existiert schon so lange als Brand. Ist es schwierig, Inspiration für neue Kollektionen zu finden? Hat sich eine Inspirationsquelle aus der Vergangenheit schon einmal wiederholt?

Mir geht nie die Inspiration aus. Die kann von überall herkommen – aus einem Buch, einem Film, einem Kunstwerk, einem Lied – aber auch, wie sich die Menschen heute kleiden, inspiriert mich. Trends kommen und gehen. Für uns ist es wichtiger, die Geschichte der Brand kontinuierlich weiterzuschreiben. Wir haben ein sehr umfassendes Design-Archiv, auf das wir uns in unseren neuen Kollektionen oft beziehen. So orientieren wir uns an den bestehenden Markencodes. Wir benutzen vergangene Inspirationen nicht noch einmal, sondern suchen uns besondere Details heraus, wie zum Beispiel die Form eines Kragens oder einer Schulterpartie. Die interpretieren wir dann auf neue Weise.